Kleine Raupe, grau und schwer,
Kriechst behäbig vor Dir her.
Trist Dein Blick, gesenkt Dein Kopf,
Siechst dahin Du armer Tropf.
Doch durch Deines Körpers Venen
Fliesst ein unstillbares Sehnen,
Aus den Schatten zu entschwinden,
Wege hin zum Licht zu finden.
In die Lüfte willst Du steigen,
Fiebrig ist Dein Höhenreigen.
Von der Flamme willst Du nähren,
Stärker brennen, nichts entbehren.
Doch wie sehr Du Dich auch sehnest,
Dass im Flug Du weit Dich dehnest,
Stets Dein Körper schwach Dir bleibt,
Fett und starr im Staub sich reibt.
Und so windest Du Dich leidend,
Um die Körpermitte treibend.
Silbrig fein ein Netz sich spinnt,
Dessen Fesseln nichts entrinnt.
Kleine Raupe, langsam bindest
Ins Geflecht Dich ein und findest
Seltsam Freude an dem Zwang,
An dem engen Netzgefang.
Keine Regung lässt die Bindung,
Streng und schmerzhaft ohne Linderung
Ist der Sack, in dem Du steckst
Und vor Enge fast verreckst.
Doch die unwirtliche Hülle
Bietet Dir, und zwar in Fülle,
Zuflucht für den müden Geist,
Der durchs Sehnen war vergreist.
Findest hier Geborgenheit,
Die nicht drückt sondern befreit,
Dich zu neuen Ufern lenkt
Deiner Seele Flügel schenkt.
Licht, das nicht mehr zu Dir dringt,
Dennoch Nahrung es Dir bringt.
Hast, ins Dunkelste verbannt,
Nie so lichterloh gebrannt.
Ruhig Dein Körper dort verweilt,
Qual der Sehnsucht in ihm heilt.
Lässt sich fallen, muss nicht rennen,
Kann von aller Pein sich trennen.
Regungslos, fast wie im Tod,
Streifst Du ab von Dir die Not.
Breit Dein Geist die Flügel spannt,
Hat mehr Freiheit nie gekannt.
Was nicht mehr wünschst Dir nun geschieht,
Der Geist aus Deinem Körper flieht
Und steigt und steigt, ans Licht, ans Licht.
Du lässt ihn ziehn, Du hältst ihn nicht.
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